Say Goodbye to the World
(15. Juli) In der letzten Reihe, mit einem Ohr
an der Klospülung sitzen wir in der Spielecke des vollen Fliegers
nach Costa Rica. Um uns Kinder verschiedener Alterklassen und
Lautstärken. Ein ca. fünfjähriger benimmt sich besonders grossspurig,
selbst die anderen Kinder wollen bald nichts mehr mit dem Gringo zu
tun haben. Nach vier Stunden Flug bad news, der Flughafen San José hat
nicht weiter erklärte technische Probleme, wir müssen kreisen und
nach 20 Minuten dann auf den Flugplatz nach Managua ausweichen.
Unser erster Kontakt mit Südamerikanischen Boden ist also in
Nicaragua. Nach 90 Minuten starten wir erneut, Ich hoffe dass die
Probleme am Flughafen nachhaltig gelöst sind. Beim Landeanflug
stimmt der kleine Gringo fröhlich einen Singsang „say goodbye to the
world“ an, mir schaudert und ich weiss woher Stephen King
die
Inspirationen für seine Horrorfilme hat. San José erwartet uns mit
einem Chaos am Zoll (die für die Einreise notwendigen Formulare sind
nicht mehr an Lager) wie auch in der Gepäckabfertigung (Peters Tasche hat die
Reise nicht überstanden) und einem geduldigen Fahrer, der über drei
Stunden auf uns gewartet hat. Das
Hotel Parque del Lago zu dem er
uns bringt ist geräumig, praktisch und sauber, nahe der Stadt wo wir
dann am Mercado Central auch einen neuen Koffer erwerben können.
Guido we love you
(16. Juli) Um 7.45 Uhr
holt uns unser Reisführer im Hotel ab.
Guido erweist sich in dieser Woche als witziger, tiefgründiger,
vielseitig interessierter, kompetenter, sehr korrekter und liebevoll
umsorgender Guide mit einem wunderschönen Englisch. Ted unser Fahrer
ist ein sonniges Gemüt, der als ehemaliger Lastwagenfahrer den
Toyota Bus auch mit einer Hand am Handy sicher manövriert. Wir sind
die einzigen beiden Gäste in dieser Reitwoche. Generell hat es um
diese Jahreszeit die die Einheimischen Regenzeit und das
Tourismusbüro „green saison“ nennt, wenig Touristen. (Böse Zungen
sprechen auch von der Rainy season und der Rainier season.)
.JPG)
Ted fährt uns über eine Hügelzüge durch eine
Kaffeeplantage zu unserer ersten Ranch, wo bereits vier brave kleine Criollos auf uns warten. (Guido und ein Reitguide begleiten uns
jeweils). Wie alle nachfolgenden Pferde reiten wir diese
leichtrittigen sehr folgsamen Tiere, mit einem Bosal, einem leichten
Halfter aus Hanfschnüren ohne Mundstück und einem mexikanischen
Sattel der guten Halt gibt.
Die Tour führt uns zu einem Fluss, in
den die Tiere ohne großes Zögern in das bald bauchtiefe Wasser
springen. Wir sind beeindruckt von der Trittsicherheit und der
Belastbarkeit der Pferde. Guido lacht über meinen Reithelm, der ihn
an die Blauhelmtruppen erinnert. Am Abend bekämpfen wir (meinen)
aufziehenden Muskelkater mit einem Bad in den heissen Quellen
vulkanischen Ursprungs und einem Pina Colada, brasilianischen
Ursprungs. Die ca. 8 Naturpools mit 31 bis 48 Grad warmen Wasser
mitten im Urwald, mit Zikadengezirpe sind besser als jede andere
Luxustherme, die wir schon gesehen haben. Die 'Termales del Bosque'
gehören zu unserem Hotel.
Mountain high
(17.Juli) Die gleichen Pferde, die gleichen
Reiter dieses Mal geht es steil bergauf, durch eine Herde Zebu-Rinder und
ein paar wenige Häuser dann endet selbst Trampelpfad und unsere
Pferde suchen sich selbständig im hohen Gras, über Felsen, im tiefen
Matsch einen Weg und bringen uns nach ca. einer Stunde zum Gipfel
des Berges, mein Tier ist an schwierigen Passagen ruhiger als sein
Reiter, doch absteigen traue ich mich wegen der Schlangen nicht. Wir
binden unsere Pferde an, sie sind froh um die Rast, wir klettern
tiefer in den
Urwald auf mindestens 1500 m und folgen einem kleinen Fluss mit glitschigen Steinen (Peter zeigt mir wie man elegant von
Stein zu Stein springt, bis er ein blutiges Knie hat) bis wir an
einen kleinen Wasserfall kommen. Ich bin froh, dass wir nicht
den gleichen Weg zurück müssen, sonst hätte ich eine Seilsicherung
verlangt, sondern dass wir einen felsigen Schotterweg nehmen können.
Unterwegs wartet jemand vom Hotel, um uns mit Früchten und Bier zu
versorgen. Nach ca. vier Stunden Ritt sind wir wieder im Hotel.
Zum Affen gemacht
.JPG) (18.Juli) Am nächsten Morgen packen wir die
Koffer, die nächste
Ranch in der Nähe von Jaco befindet sich an der
Atlantikküste wo eine rege Bautätigkeit herrscht. Auf dem Weg
dorthin sehen wir eine Kolonie roter Aras sitzen. Die Pferde die
heute auf uns warten gehören einem englischen Paar, das vor drei
Jahren hierher ausgewandert ist. Andrea pflegt ihre Lieblinge
hervorragend und ist auf dem Ausritt ängstlich besorgt, dass wir die
Tiere richtig behandeln. Der Ritt selbst ist kurz, ca. eine Stunde
in den Urwald, wo wir eine Gruppe kleiner Äffchen beobachten. Dann
führt der Ausflug zu einem kleinen Wasserfall in der Nähe und Andrea
und Chris zeigen uns wie man den Schlamm in eine Bio-Peelingpackung
verwandeln kann. Die Affen sind uns gefolgt und beobachten uns
neugierig wie wir uns zu selbigen machen. Bevor wir uns auf den Weg
in unser Hotel machen, noch ein Bier in einem der vielen
Strandrestaurants, mit Blick auf die Atlantikküste, die für Surfer
eines der besten Reviere darstellen soll und uns einen schönen
Sonnenuntergang bietet.
.JPG)
Wir übernachten im
Hotel
Casitas Eclipse in Manuel
Antonio, einer kleinen Ortschaft auf einer Hügelkette oberhalb von
Quepos .Wir sind froh um das schöne grosse helle Zimmer, in dem wir
drei Nächte bleiben und jeweils tagsüber eine andere Finca (Ranch)
besuchen.
Hochmut kommt vor dem Fall - oder -
Hufeisen verloren – Glück gefunden
(19.Juli) Die nächste Farm
(Finca Valmy) wird von einer
Französin geführt, deren Pferde ebenfalls in einer ausgezeichneten
Verfassung sind, wir werden von einem ihrer einheimischen
Angestellten, Francisco, begleitet werden. Wieder führt der Weg
zunächst steil bergauf um sich auf der anderen Seite mindestens
genauso steil herunterzuschlängeln. Mir macht beim Abstieg der
felsige, nasse und rutschige Weg Sorgen und ich beschliesse
abzusteigen um mein Pferd zu führen. Ich rutsche aus, hänge im Zügel
und Chestnut bleibt brav stehen bis ich mich wieder hochgerappelt
habe. Obwohl ich vorsichtig kleine Schritte mache, rutsche ich wenig
später erneut aus und wieder bleibt mein Pferd stehen, schaut mich
an und ich versuche den Blick zu deuten. Okay, mein Guter! Ich
steige wieder auf, lehne mich weit nach hinten und versuche soviel
Vertrauen wie möglich in die Kletterkünste meines Braunen zu
entwickeln und ihm nicht das Leben nicht schwerer als nötig zu
machen. Peter ist mit 'Indio' schon weit voraus, er kann halt auch
auf spanisch zu Pferden flüstern. Der Ritt durch den Fluss wird zum
eigentlichen Highlight der Reise, wir reiten 1 Stunde flussaufwärts
durch den Dschungel. Ein Wasserfall ist wie so oft das Ziel des
Ausflugs. Auf dem Heimritt weiter flussaufwärts verliert 'Chestnut'
dann noch ein Hufeisen, deren nach hinten umgebogene Enden ein
Geheimnis der enormen Trittsicherheit sind. Wir verabschieden uns
nach ca. vier Stunden Ritt besonders sentimental von unseren
Genossen, die beiden hätten wir am liebsten gleich mit nach Hause
genommen. Ein spätes Mittagessen auf der Farm und ein Blick ins
Gästebuch zeigt, dass nicht nur wir so begeistert von Ross, Strecke
und Essen waren. Nach einem faulen Nachmittag im Hotelpool gehen wir
wie meistens mit Guido und Ted in ein einheimisches kleines
Restaurant. Dieses Mal ist es eine kleine offene Bar am Strand, mit
einer winzigen Speisekarte, wir bekommen Guido fast nicht satt. Für
Unterhaltung sorgen einige Gesangseinlagen der Gäste, Karaoke ist
hier recht beliebt wobei in der Regel nur einheimisches spanisches
Liedgut verwendet wird, wir finden es lustig, wenngleich unsere
Sänger auch auf Spanisch höllisch falsch klingen.
Mit Waschbär und Taube am Strand
(20.Juli) Die nächste Farm
(Savegre Cattle Ranch) liegt zwar nur 30 km
entfernt, aber der Weg ist eine Schotterpiste. Wir brauchen ca. eine
Stunde und überqueren einige ‚ Oh-my-God-bridges’ bis wir ca. drei
Kilometer vor unserem Ziel dann an einem Fluss stehen an dem die
Brücke im letzten November vollkommen weggeschwemmt wurde. Ein
Lastwagen ist stecken geblieben und blockiert nun die Idealroute
durch den Fluss. Links und rechts vom Ufer bilden sich lange
Kolonnen von Lastwagen, Jeeps, Bussen und die Fahrer beratschlagen
mit welcher Technik man am besten überquert. Ted traut unserem
Toyotabus die Über- (Durch-) fahrt nicht zu und Guido ruft Diego den
Reitguide an, der dann prompt 20 Minuten später mit drei Handpferden
angetrabt kommt. Paloma ist der Name meines Schimmels und Peter
sitzt auf Racoon. Wir reiten durch eine Kokosnussplantage, das erste
Mal das ich meinen Helm nicht aufhabe, und das prompt bereue,
ich schiele immer wieder misstrauisch nach oben. Ein kilometerlanger
menschenleerer Sandstrand dient als Galoppstrecke, die Tiere gehen
ohne Problem durch das Wasser, mir wird allerdings von beim Blick
auf das auslaufende Wasser schwindlig, ich frage mich ob ein Pferd
das auch so sieht. Wanken tut meine ‚Taube’ auf jeden Fall nicht, im
Gegenteil sie fliegt nur so über den Strand. Beim Mittagessen
diskutieren wir etwas über Pferdeerziehung, Diego verfügt über das
was man Horsemanship mit sehr viel Feingefühl für die Tiere nennt.
Als wir zurück reiten, haben die Lastwagenfahrer aus Protest
beschlossen die Strasse für alle zu blockieren so dass niemand mehr
den Fluss durchqueren kann, es herrscht etwas Chaos, unsere Pferde
gehen vollkommen ruhig vorbei an den laufenden 40zig Tönnern, den
schimpfenden Autofahrern und der mittlerweile angerückten Polizei,
die versucht zu schlichten. Wir müssen uns rasch verabschieden um
noch rechtzeitig dem Tumult zu entgehen, Diego schnappt sich seine
drei Handpferde und trabt zickack durch all die Wagen zurück
.
Galileo - und er bewegt sich doch
(21.Juli) Unser letzter Reittag. Wir fahren zur
Ranch der Besitzerin der
Conexion, welche die Reitwoche via Equitour für uns organisiert hat. Der Stall weist eine stattliche
Anzahl Vollblutpferde und Springpferde auf, selbst die paar Criollos
sind veredelt und so hat mein heutiger Gefährte deutlich mehr
Temperament und Rasse als die vorhergehenden. Peter erhält Galileo
ein wunderschönes, riesiges Tier mit mind. 170 Stockmass, das wohl
kein südamerikanisches Blut hat. Durch einen Wald reiten wir zuerst
einen steilen Weg bergauf und danach dieselbe Strecke zurück, ich
traue meinen Schimmel nicht, er stolpert und bewältigt rutschige und
steile Partien lieber im Trab als im Schritt was ich nicht besonders
schätze. Galileo ist trotz seiner Grösse erstaunlich wendig,
allerdings ebenfalls nur schwer zu bremsen. Nach einen längeren
Galopp auf einer felsigen steilen Strasse bin ich froh wieder im
Stall anzukommen, ganz so rassig mag ich es nicht.
.JPG)
Ted und Guido bringen uns nach San Jose ins
Hotel Real und wir müssen Abschied nehmen, was uns sehr schwer
fällt. Wir hatten wirklich eine tolle Woche und viel Spass
miteinander.
Weiter zur zweiten Woche
Costa Rica |