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                                                                                                              Aktualisiert 23.07.2014

24. Mai - 07. Juni 2014

Usbekistan – Mountainbiker und Kultur in Zentralasien

Fotogalerie
Album von Regula und René

Kurzfassung: Usbekistan – Zentralsien, - ausgesprochen lohnende und spannende Mountainbike Tour im Nuratagebirge voll schöner Begegnungen. Danach 5 Tage Kulturreise durch die geschichtsträchtigen Anlagen der bedeutenden Städte an der Seidenstrasse.  Interessante Gruppe, professioneller Guide, gelungene, anstrengende Ferien. Unbedingt empfehlenswert. Wer nun noch wissen will, wie man mit der Burka Velo fährt und ab wann Haarwachstum an den Beinen stoppt, sollte weiterlesen….

Wo Usbekistan liegt? Zwischen Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Afghanistan, dort wo für die einen der Pfeffer wächst oder die anderen die eigentliche Seidenstrasse beginnt.  

Beiläufig meinten die besten Nachbarn, dass sie dort an einer Mountainbiketour teilnehmen werden, - da haben sie doch die Rechnung ohne uns gemacht. Ohne zu wissen was uns genau erwartet, - wir wollen mit, auch wenn dieses Mal wohl niemand unseren Briefkasten leeren wird.

Die Vorbereitung nehmen wir ernst, ich schleppe den Hometrainer ins Schlafzimmer, - es bleibt aber bei zwei  rund halbstündigen Trainingseinheiten, tja das muss reichen.

Abenteuerlich im Vorfeld gestalten sich bereits die Visumsanträge, die rund 6 Wochen und einige Nerven der besten Nachbarin beanspruchen, um da vier Tage vor Abflug doch noch einzutrudeln. Auch Verpackung der Bikes und die ausgiebigen Besuche unserer Männer in den umliegenden Bikeshops  steigern die Erwartung, -woher bekommen wir die durchstichsicheren Pneus und die Pannenmilch? Braucht es Überzieher über die Schuhe oder Daunen in der Matte? Wird es 5 Grad kalt oder 30 Grad warm?

Der Flug via Istanbul gibt genügend Zeit die 14 anderen Teilnehmer kennenzulernen, vorsichtiges Taktieren, erst stapelt hier mal jeder tief.

 

In Taschkent bekommen wir zuerst eine Stadtführung wir sind beindruckt von dieser 2.5 Mio Stadt auf rund 200 km2, - unzählige grosse Parkanlagen, viel Nationalstolz in Gusseisen, prächtige U-Bahnstationen, die fast an Ballsäle erinnern, viel Polizeipräsenz. Touristen sehen wir selten, wir sind bereits in der Stadt eine Attraktion, ein beliebtes Fotomotiv für die Einheimischen. Die Stadt wie auch das Umland pflegt einen sehr gemässigten Islam, - wir sehen keine verschleierten Frauen, keine Muezzin. Damit ist der Scherz mit der Burka auf dem Bike auch erledigt, - kurze Hosen sind problemlos.

Am nächsten Tag bauen wir unsere Bikes zusammen, wir sollen mit dem Bus ins Nuratagebirge gebracht werden, in dem wir dann rund eine Woche unterwegs sein werden. Ein nächtlicher Ausflug des Hotelpersonals mit unseren Rädern kann noch rechtzeitig gestoppt werden, die Jungs waren wohl zu fasziniert von unseren Fullys, so kann es am nächsten Morgen rechtzeitig losgehen.

Der erste Tourtag gestaltet sich noch easy, einzig die Sonne zeigt was sie hier in Zentralasien zu leisten vermag, von wegen 25 Grad, auf der Strasse messen wir über 40. Leider schwächelt die beste aller Nachbarinnen am nächsten Tag und muss samt ihrem Bike im geländegängigen 4x4 zwischen Töpfen,  Eier, Zelten und Werkzeug transportiert werden. Im Lauf der nächsten Tage werden einige von uns, ihr Gesellschaft leisten. Die nächsten Tage sind hart, vor allem die  der Königsetappe mit rund 70 km und 1200 Höhenmeter, es ist heiss. Wir erregen einiges an Aufmerksamkeit, Touristen sind hier selten und dann noch mit vollgefederten Drahteseln. Einige Junge versuchen immer wieder mal unsere Bikes gegen ihre Esel zu tauschen, an manchen steilen, mühsamen Abschnitten ein durchaus verlockendes Angebot, aber wie soll das Tier dann am Schluss in den Transportkarton?

Also weitertreten oder auch mal ein Stück  im Transportbus mitschaukeln.  Wir gehen manchmal an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit und wie einmal fachmännisch diagnostiziert wird „Ich bin so müde,  mein Körper hat schon das Haarwachstum an den Beinen eingestellt..“

Mehrfach werden wir in Gärten und Häuser eingeladen, wir sind eine willkommene Abwechslung und wir schätzen den Einblick in die Lebensweise sehr. Besonders als wir an einem Tag von einem Gewitter überrascht werden. Innerhalb von Minuten werden die schöne Naturpisten zu unpassierbaren Lehmpisten, die Reifen sind von einer 5 cm Lehmschicht umwickelt, nur auf den Wiesen kann man überhaupt noch fahren, wir sind dreckiger als jeder Knirps in in der Waschmittelwerbung. Dennoch werden wir in ein Haus eingeladen, bekommen Tee und haben Spass mit den Familienoberhaupt und den kichernden Frauen, die uns aus der Türe heraus beobachten. Mal ehrlich, würden wir 14 nasse, dreckige Touristen in unser Haus einladen?

Überhaupt sind wir erstaunt, die Häuser sind oft einfach, manchmal auch schön verziert, immer sehr ordentlich und gepflegt, und  wir sehen auf der Strecke nie Müll der herumliegt. Praktisch alle Dörfer haben Strassen und Strom, eine Hinterlassenschaft der Russen, die dieses Land fast 100 Jahre lang regierten.

Wir zelten an schönen Orten, fast immer hat es einen kleinen Fluss in der Nähe. Das Essen ist hervorragend, der befürchtete „Schafseintopf“ bleibt aus und nur die Verdauungsprobleme, die uns einen nach dem anderen befallen, verhindern eine Gewichtszunahme, denn nicht nur das Essen auch das  kühle Bier und der Vodka helfen den Kalorienverbrauch auszugleichen, - nicht gerade was man unter „Energydrink“ verstehen würde..

Unser Tourguide Thomas kennt sich nicht nur hervorragend aus, er kennt jeden Feldweg, während unsere Crew da deutlich öfter die Orientierung verliert (kommt daher das Wort „orientalisch“?) und wir häufiger auf Getränke und Zelte warten müssen. Thomas bleibt ruhig aber bestimmt, ein Guide wie man ihn sich in allen Situationen wünscht. Auch darüber hinaus ist er unsere österreichische Variante der Encyclopedia Britannica, ob politisch, historisch, kulinarisch, geographisch Thomas kennt sich aus und teilt sein Wissen gern, - ein geborener Unterhalter und Guide, besser geht nicht, kein Wunder sind die meisten Teilnehmer nicht das erste Mal mit ihm unterwegs.

Nach 7 Tagen Biken stehen Sightseeing Touren in Buchara und Samarkand auf dem Programm. Arthur unser usbekischer Guide erklärt im charmanten „Goethe-Institut-Deutsch“ die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten der Städte und deren gibt es unendlich viele. Wir bewundern 600jährige Türme, Moscheen, Mosaike, Mausoleen, Brunnen, mit goldenen Inschriften und Ornamente, Stuckarbeiten, Marmor und Edelsteinen, Abbilder des Taj Mahal und der Alhambra es gibt einfach  unglaublich viel zu sehen. Die Nekropole, eine ganze Strasse voll mit Mausoleen, auf der wir neben den vielen prächtigen Grabmäler die Hauptattraktion zu sein scheinen. Die Bibi Khanum Moschee, der Namensgeberin, wegen eines Kusses vom Turm gestürzt wurde, aber dank ihrer vielen Seidenkleider überlebte und sozusagen, die Erfinderin des Fallschirms wurde. Der Registan Platz mit seinen drei wunderbaren Medressen ( ein Begriff den ich bis dahin mit französischen Geliebten in Zusammenhang brachte). Die Geschichte der Städte voller Legenden von  Dschingis Khan über Amir Timur und Ulugbek.  Natürlich ab dem dritten Tag der „Tempel-Effekt“, den viele von Thailand kennen:  Bitte, bitte nicht noch ne Moschee….. Zur Abwechslung verbringen wir einen ganzen Tag auf einem Basar, an dem wir praktisch keine anderen Touristen sehen. Auch der Besuch eines sehr authentischen Hamam gehört zu unseren „Live-Events“.

Fazit: Das war wirklich eine tolle Idee von den besten Nachbarn und deren Freunden, wir werden weiterhin die Ohren spitzen, wenn sie von ihren Plänen erzählen. Wir hoffen bei allen hat der Muskelkater nachgelassen, die Haare wachsen  und die Verdauung klappt wieder und vor allem die Eindrücke waren bei allen so nachhaltig wie bei uns.